Heute vor 60 Jahren: Erste Frau an der Spitze einer Regierung (21.7.1960)
So ziemlich jeder in Deutschland dürfte wissen, wer Angela Merkel ist. Angela Merkel ist seit 2005 deutsche Bundeskanzlerin und für manche schon „die Mutti der Nation“. Sie ist aber nicht die erste Frau an der Spitze einer Regierung.
Das war Sirimavo Bandaranaike (1916-2000). Am 21. Juli 1960 wurde sie zur Premierministerin von Ceylon gewählt. Damit war die Witwe des 1959 ermordeten Ministerpräsidenten Solomon Bandaranaike die erste frei gewählte Regierungschefin der Welt. Während Bandaranaike in ihrer Heimat immer wieder den Rückhalt der Bevölkerung verlor, war sie international weitgehend anerkannt. Am Ende war sie drei Mal Premierministerin Ceylons bzw. Sri Lankas (so der Name ab 1972): 1960–1965, 1970–1977 und 1994–2000.
Nach der Ermordung ihres Ehemanns durch einen politisch radikalen buddhistischen Mönch im September 1959 kam es zunächst zu einer Phase politischer Instabilität. Bei Parlamentswahlen 1960 errang Bandaranaikes Partei 75 von 151 Mandaten. Sie bildete wie ihr Mann eine Volksfrontkoalition und setzte seine links-gerichtete Politik fort. Das hieß damals: Sie verstaatlichte die ausländischen Tee-, Kokos- und Kautschukplantagen sowie die Großbanken und Ölgesellschaften. Umgekehrt führte sie die kostenlose Schulbildung und einen Gesundheitsdienst ein.
Unter dem Vorzeichen der Entkolonialisierung wurde Englisch als Amtssprache abgeschafft und durch Sinhala, die Sprache der Bevölkerungsmehrheit, ersetzt. Dass es allein Sinhala war, wurde eine Ursache des Tamilen-Konflikts. Die tamilische Minderheit sah sich diskriminiert und forderte schließlich einen eigenen Staat im Norden und Osten der Insel, wo sie die Mehrheit stellte.